Dienstag, 28. Juli 2009

same procedure as every day

ein Lob auf die Anglizismen, ein heuchlerisches, verräterisches Lob.
Jeden Tag, aber auch wirklich jeden Tag werden Kinder verheizt, Wälder verbrannt, Flüsse verseucht. Werden Wiesen planiert, Kinder in Betonwüsten verpflanzt. Jeden Tag werden Jugendliche zurecht geschnitten im Sinne der Ökonomie, werden ihnen die Flügel ihrer Träume gestutzt; schmerzhaft: blutige Federn fallen hier.
Jeden Tag schauen Erwachsene zu, wohlbekannt das Leiden ihrer Kinder und hilflos dastehend, hilflos selbst - schon damals, selbst ein Kind.
So pflanzt sichs fort, die Angst - die Angst vor der eigenen Wahrhaftigkeit; nicht die Angst vor der Freiheit: das ist Propaganda da diese Freiheit keine ist, sondern Angst vor dem eigenem Ich ; dass ist Angst vor der Freiheit, die die Mächtigen in Deutschland als Freiheit benennen und Unfreiheit bedeutet.

Die RAF, sie lebt!

Da sind sie alle: Raspe, Meins, Baader, Ensslin -sie alle sind wieder auferstanden und treiben ihr wesen in Berlin, wenn auch unter anderer Identität, aber sie sind wahrhaftig, zumindest wenn es nach dem Glauben von Rainer Wendt geht.
Und um Glauben geht es hier, denn Wendt fabuliert etwas von "intensive(r) Phase des Planens und Ausbaldowerns" was sowohl das Zündeln las auch das Demonstrieren angeht. Das alles weiß er und natürlich das es die "linksextremistische Szene" ist, die hinter all dem steckt. Auch die Tatsache, das SpOn nur 20 -40% der Taten der linken Szene zurechnet schreckt diesen ultrarechten Demagogen nicht davon ab, eine sich reformierende RAF auszumachen welche aber nicht die hehren politischen Ideale einer Meinhof, sondern einer "Diktatur des Neides und der Versager" folgt.
Der Hass auf alles, was zu rund für seinen Vierkantschlüsselkopf ist trieft förmlich aus diesem Interview und macht ihn blind für die geringe Aufklärungsquote wie sie hier oder auch hier beschrieben wird: er weiß, die Täter sind linksextremistische Neider und Versager.
Oh, Herr Wendt, gerne gäbe ich Ihnen -zumindest teilweise- Recht.

Montag, 27. Juli 2009

Zynismus

'Es werde ja immer gesagt, der zurückliegende Aufschwung sei an den Menschen vorbeigegangen, so Bürkl. "Jetzt geht eben auch der Abschwung an ihnen vorbei." '
Bürkl, Chef der GfK im SpOn auf die Frage, warum sein Index trotz der katastrophalen Wirtschaftslage weitgehenst konstant bleibt.
Frei nach dem Motto: die Deppen waren im Aufschwung arm und daran wird sich jetzt nichts ändern, also ist doch alles gut zumal ja auch steigende Energiepreise für einen positiven Index sorgen. Klar, und wenn der Index positiv ist, so geben die Deutschen ja auch gerne mehr Geld aus, geht es ihnen gut, sind wir alle zufrieden.
GfK, Gesellschaft für Kakophonie.

Sonntag, 26. Juli 2009

Guido Westerwelle (Originalfoto)

verwurstet sie, schnell, schneller, am schnellsten!

Die ledige Annette Schavan - selbst kinderlos - propagiert das Einschulungsalter auf 4 Jahre zu senken.
Eine abenteuerliche und völlig wissenschaftsfreie Begründung liefert sie auch gleich mit wenn sie behauptet, dass "viele" Kinder am Ende der ersten Klasse wegen "Unterforderung" keine "Lust" mehr hätten.
Merkt die Ministerin für Wissenschaft und Bildung denn nicht, dass sie ihre eigene Rede ad absurdum führt? Wenn viele durch die Schule unterfordert sind, wäre es dann nicht eher notwendig, an dem unterforderndem System etwas zu ändern, also z.B. individueller zu lehren und lernen? Nein, Frau Schavan geht lieber das Risiko ein, durch eine zu frühe Einschulung viele Kinder zu überfordern wenn sie diese bereits mit 4 oder 5 schulischem Leistungsdruck aussetzen will. Und dazu, hier mache sich keiner was vor, würde es in der Folge kommen.
Merkwürdig erscheint jedoch eine Parallelität zu der von Frau Schavan heftig verteidigten Bologna-Reform: Beide Maßnahmen verkürzen in erheblichen Maße die Lernzeit und stellen so die Kinder und Jugendlichen viel früher einem potentiellen Arbeitsmarkt zur Verfügung.
Frau Schavan ist ein sogenannter "policy fellow" (politischer Freund) des "Institut zur Zukunft der Arbeit" (IZA), einer Arbeitgeberorganisation, welche sich vehement für generell längere Lebensarbeitszeiten - also früherer Beginn als auch späterer Renteneintritt einsetzt.
Und sicher ist sie dann auch Freund des Menschenhändlers und Direktors des IZA, Hilmar Schneider, der seinerzeit Arbeitslose versteigern wollte. Und sicherlich kuschelt sie auch mit dem Sturmoberführer des IZA, Norbert Walter, der die neoliberale Propagande perfekt beherrscht .
Und dieses gekaufte Stück Biomasse, denn um mehr handelt es sich in meinen Augen bei Frau Doktor Annette Schavan nicht, will meine Kinder noch früher in einen Arbeitsmarkt zwingen der kalt und menschenverachtend ist und lediglich der Befriedigung der Gier einer Kaste dient.
Ich selbst bin Vater von eineinhalbjährigen Zwillingen und die Vorstellung, die beiden könnten in gut zwei Jahren unter der Schavan'schen "Pädagogik" leiden, lässt mich erschauern.

Mittwoch, 22. Juli 2009

Hartz IV macht frei

denn es befreit die Unternehmer von der lästigen Pflicht gerechte Löhne für geleistete Arbeit zahlen zu müssen. Galt der Zwang zur Aufnahme von "1€-Jobs" bisher nur für "gemeinnützige" Tätigkeiten, so soll er, wenn nach dem Willen von Union und FDP - im Grunde aller Parteien bis auf Die Linke geht, nach der Wahl auch für den Zusammnbau von Maschinenpistolen bei Heckler & Koch gelten. Dann nämlich soll genau diese gemeinnützige Bindung wegfallen .
Einen offeneren Zusammenhang zwischen totalitärer Diktatur und Kapitalismus kann es in der BRD im Jahre 2009 nicht geben. Noch eindeutiger kann man Zwangsarbeit - und diese ist es bereits jetzt - nicht fordern. Noch zynischer und gieriger kann man den Artikel 1 GG nicht zur Schlachtbank führen.
Aber sie tun nur, was ihnen ihr Glaube gebietet.

Im Namen Gottes

Ist mir übel, mein Gott, ich könnte kotzen ob dieser Heuchelei . Da schwafelt unser aller Kanzlerin in religiöser Manie etwas von "Gottvertrauen" welches über die Krise hinweg helfe oder von einer Liebe Gottes, die uns alle "umfange". Allein der Gedanke, dass der Gute solche Arschlöcher wie Ackermann, Schröder oder Westerwelle gleichermaßen "umfängt" wie die arme Sau von HartzIV-Kind, dessen Biografie durch die Zufälligkeit der Geburt vorgezeichnet ist verstärkt diesen Brechreiz in mir noch. Und natürlich schüttet Merkel ihr religiöses Herz ausgerechnet bei Hugo Müller-Vogg aus, seines Zeichens ein Humanist höchsten Ranges. (Das der "Spiegel" diesen menschlichen Abschaum und sprachlich-mentalen Mülleimer "Journalist" nennt, zeigt einmal mehr wie dumpf dieses Schmierblatt mittlerweile ist)
"Es ist kein Selbstläufer, dass sich unsere Art zu leben durchsetzt." prostituiert sich Merkel ganz im neoliberalen Sinne und wagt es dabei noch, ganz allgemein von der Würde des Menschen zu fabulieren. Wen sie mit "uns" meint und wessen Würde sie anspricht bleibt ihr Geheimnis, aber ganz sicher meint sie nicht die, die jeden Tag den Dreck fressen müssen der durch ihre gar nicht so christliche Politik entsteht.
Diese Verlogenheit, dieses Pharisäertum, diese Hurenhafte im Geiste des Kapitals kann für das Sturmgeschütz der Macht nur eines sein: soziale Marktwirtschaft.
Es ist Zeit für eine Tempelreinigung.

Sonntag, 19. Juli 2009

Irrsinn

Ich habe mir mal die leidige Mühe gemacht, und das mal überschlagen: Laut destatis liegt der Bruttoverdienst in Deutschland 2008 bei 3108€, macht im Jahr 31080€, in 10 Jahren 310800€, in hundert Jahren 3108000€, in tausend Jahren 31080000€, macht in exakt 2681,25 Jahren 100000000€. So lange müsste ein Durchschnittsverdiener arbeiten um die Abfindung des Wum Wendelin zu erhalten. Länger als das Christentum existiert, wir bewegen uns in der Zeit, in der Ägypten eine Hochkultur war. Dort bereits hätte unsereiner 3108€ verdienen müssen, um diesen Unfähigkeitsabschlag erreichen zu können.
Was ist das hier wieder? Diese Type mit der freundlichen Opavisage hat doch gleich seinem Pedant Schaeffler gezockt und gespielt; wollte VW, aber aus welchem Grund? Porsche war ein floriendes Unternehmen, bevor dieser Hund(t) an Übernahmen dachte, die seinem Maul zu groß sind und nun die Arbeitnehmer zittern lassen.
Und weiter frage ich mich, wenn der Kerl ein so guter Manager war ( und allseits hochgelobt war er doch, ansonsten erklären sich die zweistelligen Bezüge die er seit Jahren erhielt nun wirklich nicht), warum ist der auf einmal nicht mehr tragbar - so untragbar, dass man ihn für 100 Millionen Euro los werden will?
Warum wird dieser Versager so hoch dotiert?
Achso, ich hab das noch mal umgerechnet, das Ding mit den 2600 Jahren war mir dann doch zu...schwerwiegend. Es können auch 59.58 Arbeitnehmer 45 Jahre zu dem erwähnten Bruttolohn arbeiten, um...

Freitag, 17. Juli 2009

Antizipation

Polizei und Militär gegen die dem Elend, Krieg und Unterdrückung Entfliehenden. Abschiebungen in Krieg und Folter. Eine Gesellschaft voller Knäste. Rausschmiß aus den Konsumzentren von Obdachlosen, Jugendlichen und allen, die der Biederkeit von Stammtisch und Bourgeoisie widersprechen, durch Polizei und Sicherheitsdienste. Die Wiedereinführung geschlossener Heime als Kinderknäste. Der Versuch der totalen Kontrolle von Flüchtlingen durch Chipcards in naher und anderer sozialer Gruppen in weiterer Zukunft. Knüppel und Gewehr gegen die abzusehenden Revolten der an den Rand Gedrängten. Ausgrenzung, Verfolgung und Vertreibung. Und selbst die totale Bemächtigung des Menschen durch seine gentechnologische Produktion kann nicht mehr ausgeschlossen werden. Auch Ausgrenzung und Verfolgung durch die soziale Abstumpfung innerhalb der Gesellschaft ist hier und anderswo alltäglich. Rassismus von unten bedroht das Leben von Millionen, was in Deutschland die mörderische Markanz der historischen Kontinuitat dieser Gesellschaft in sich trägt. Ausgrenzung von Behinderten von oben und Aggression gegen sie von unten zeigen eine Gesellschaft in ihrer alltäglichen Brutalität. Nur der Effizenz des ökonomischen Systems nicht widersprechende Menschen sind gewollt und alles, was kapitalisierbar ist. Etwas anderes, was jenseits der kapitalistischen Gesellschaft liegt, soll keinen Platz haben. Die vielen, die hier nicht mehr leben können und es nicht mehr wollen - und es sind viele, die ihrem Leben selbst ein Ende setzen -, sprechen Tag für Tag von der Sinnleere im System und der Härte in der Gesellschaft.

Aus der Auflösungserklärung der RAF vom 20. April 1998

Donnerstag, 16. Juli 2009

Angst

Jemand, der mich zu kennen glaubt, sagte mir kürzlich, dass ich politisch sei, weil mich die Angst vor dem Leben dazu treibt. Ein interessanter Gedanke den ernst zu nehmen ich nicht vermeiden kann. Eine generelle Angst, diffus, aber im Alltäglichen stets präsent fördere das Politische in mir, ja, ermögliche es erst.
Politik, meine Ansichten der Politik als Flucht aus dem Leben, ein Bäumchen, welches mir als Versteck dient vor der bösen Realität?
Und damit auch meine Wut auf die Ungerechtigkeiten derer immer mehr und immer tiefer in diesem Land wüten: ein Produkt meiner Angst?
Nicht wirtschaftliche Bedrängnis oder gar Angst lässt mich hier schreiben und Lapuente, Lieb, "Flatter" und die vielen anderen lesen; aber es weckt in mir einmal mehr die Frage, was ich erreichen will und mit welchen Mitteln. Und diese Frage ist natürlich auch den "großen" Bloggern zu stellen wie eben ad sinistram , feynsinn...
Ja, ich habe Angst, Angst vor Überwachung, Angst vor Repression wegen meiner Ansichten, Angst vor Intrigen. Aber noch mehr fürchte ich ein Land, in dem die Kinder die Eltern, die Eltern die Großeltern verraten im Auftrag einer Ökonomie, die "den Menschen zum Objekt" macht.
Ich denke, die deutsche, linke Bloggerszene hat keine Angst, keine lebensbedrohende Angst - das lässt Hartz IV nicht zu; ich denke, es ist die seelische und intellektuelle Angst die sie umtreibt, das Gift der Konkurrenz wohlmöglich, welche nur auf dem Boden des Selbstzweifels wachsen kann, oder der Irrsinn des absoluten Individualismus, der gleiche Bedürfnisse in Gegensätze verkehrt und damit zur Grundlage des Neids wird.
Im Grunde habe ich Angst vor einer Politik, die zu übermächtig erscheint, das mehr als ein hilfloser Blog nicht möglich ist; sei es mein kleiner, unbedeutender, oder auch so wertgeschätzte wie ad sinistram oder feynsinn: verstecken wir uns nicht hinter dem Bäumchen Intellektualität und sprachlicher Gewandtheit , schauen ab und zu hervor um sprachliche Steine zu werfen um dann wieder zu verschwinden: verbale Stadtguerilla ohne Folgen? Ist es das, was wir tun?
Stehen wir nicht längst mit dem Rücken zur Wand, die, die sich Gedanken um das "Soziale" machen, denen Humboldt ein Begriff ist. Hat sich an den Zielen der (Französichen) Revolution irgendetwas geändert? Nein, ich denke, sie sind umso dringlicher geworden in den letzten Jahren: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit
Ja, liebe Schwester, ich habe Angst.


Dienstag, 14. Juli 2009

Denk an diesen Tag

Der 14. Juli: Der "Steuer-Gedenktag", an dem der Bund der Steuerzahler seinen alljährlichen neoliberalen Müll von sich gibt. Etwas später als letztes Jahr heuer, aber ab dato arbeiten wir ("natürlich nur rein rechnerisch") nicht mehr für den Staat, sondern für uns; in die eigene Tasche.
Und die Medien plappern alljährlich diesen hahnebüchenen Unsinn nach.
Es wird gerade so getan, als sei der Staat ein gieriges Ungetüm, welches sich mittels der Abgaben maßlos bereichere. Verschwiegen wird von diesem Verein gänzlich, dass Steuern unerlässlich sind um das Funktionieren eines sozialen Gebildes: des Staates zu gewährleisten.
Aber die Westerwellsche Fratze zeigt sich darin, das auch die Sozialabgaben als eine dem Moloch Staat zufallende Belastung dargestellt wird. Also die Beträge für Krankenversicherung, Rente, Pflege usw. Diese Sozialabgaben - oder auch "Lohnnebenkosten" sind Bestandteil des Entgeltes, welches der Arbeitnehmer erhält: es sind Lohnkosten. Und damit fordert der Bund der Steuerzahler direkt dazu auf, die Löhne in Deutschland zu senken. Er stellt sich damit eindeutig in eine Linie mit den Raffelhüschens, Rürups, Starubhaars....

Mittwoch, 8. Juli 2009

Alles, alles hat einen Wert...

...in Amerika, in "Gods own Country"; unserem Vorbild, der Richtlinie für eine Menge deutscher Politiker und Wirtschaftsführer. Selbst Gefühle, selbst die Trauer einer 11-jährigen hat ihren Wert: ihren Geldwert.
Ein Kind weint um seinen toten Vater - mit Sicherheit keine Seltenheit zur Zeit - in Afghanistan oder dem Irak weinen viele Kinder bittere Tränen ohne jeglichen Trost und Hoffnung: es ist Krieg, und da sterben die Väter früher - oder auch die Mütter, vielleicht auch das Kind: es erspart die Tränen, die sowieso keiner sehen will.
Aber wenn Paris Jackson weint, erstarrt die Welt, steht das globale Herz still, weint die USA und Deutschland. Ein kleines Mädchen erstickt vor dem Mikrofon in Tränen und wird dennoch genötigt, weiter zu sprechen: Monstren, ihre Augen und Absichten hinter Sonnebrillen versteckend rücken erst den Kopf und dann das Mikrofon zurecht um noch das letzte Quäntchen Trauer eines Kindes zu vermarkten, welches sich wohlmöglich bereits selbst in einem Vermarktungsprozess befindet, ohne Chance auf Einkehr, Besinnung, wirkliche Trauer.
Dieses "Spektakel" zeichnet mir eine Welt, wie sie in den Augen derer, die die Mikrofone zurecht rücken, Texte vorgeben, Trauer wie ein Medikament abgeben auszusehen hat. Selbst die Trauer ist ein Wirtschaftsgut, kann verkauft werden und bringt Geld. Aber natürlich nicht die Trauer im Irak, die Kinder dort weinen um einen "Islamisten", nicht um ihren Vater.
Wenn Trauer Unterschiede macht, wenn Trauer politisch wird, wenn Trauer ins Kalkül mit einbezogen wird und wenn die Trauer der Kinder verletzt wird...ja, dann steht einer wirklich bösen Zeit nichts mehr im Wege.

Ohne Kommentar

Das Quecksilber fällt, die Zeichen stehen auf Sturm,
Nur blödes Kichern und Keifen vom Kommandoturm
Und ein dumpfes Mahlen grollt aus der Maschine.
Und rollen und Stampfen und schwere See,
Die Bordkapelle spielt „Humbatäterä“,
Und ein irres Lachen dringt aus der Latrine.
Die Ladung ist faul, die Papiere fingiert,
Die Lenzpumpen leck und die Schotten blockiert,
Die Luken weit offen und alle Alarmglocken läuten.
Die Seen schlagen mannshoch in den Laderaum
Und Elmsfeuer züngeln vom Ladebaum,
Doch keiner an Bord vermag die Zeichen zu deuten!

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf‘s Riff.

Am Horizont wetterleuchten die Zeichen der Zeit:
Niedertracht und Raffsucht und Eitelkeit.
Auf der Brücke tummeln sich Tölpel und Einfaltspinsel.
Im Trüben fischt der scharfgezahnte Hai,
Bringt seinen Fang ins Trockne, an der Steuer vorbei,
Auf die Sandbank, bei der wohlbekannten Schatzinsel.
Die andern Geldwäscher und Zuhälter, die warten schon,
Bordellkönig, Spielautomatenbaron,
Im hellen Licht, niemand muß sich im Dunkeln rumdrücken
In der Bananenrepublik, wo selbst der Präsident
Die Scham verloren hat und keine Skrupel kennt,
Sich mit dem Steuerdieb im Gefolge zu schmücken.

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf‘s Riff.

Man hat sich glatt gemacht, man hat sich arrangiert.
All die hohen Ideale sind havariert,
Und der große Rebell, der nicht müd‘ wurde zu streiten,
Mutiert zu einem servilen, gift‘gen Gnom
Und singt lammfromm vor dem schlimmen alten Mann in Rom
Seine Lieder, fürwahr: Es ändern sich die Zeiten!
Einst junge Wilde sind gefügig, fromm und zahm,
Gekauft, narkotisiert und flügellahm,
Tauschen Samtpfötchen für die einst so scharfen Klauen.
Und eitle Greise präsentier‘n sich keck
Mit immer viel zu jungen Frauen auf dem Oberdeck,
Die ihre schlaffen Glieder wärmen und ihnen das Essen vorkauen.

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf‘s Riff.

Sie rüsten gegen den Feind, doch der Feind ist längst hier.
Er hat die Hand an deiner Gurgel, er steht hinter dir.
Im Schutz der Paragraphen mischt er die gezinkten Karten.
Jeder kann es sehen, aber alle sehen weg,
Und der Dunkelmann kommt aus seinem Versteck
Und dealt unter aller Augen vor dem Kindergarten.
Der Ausguck ruft vom höchsten Mast: Endzeit in Sicht!
Doch sie sind wie versteinert und sie hören ihn nicht.
Sie zieh‘n wie Lemminge in willenlosen Horden.
Es ist, als hätten alle den Verstand verlor‘n,
Sich zum Niedergang und zum Verfall verschwor‘n,
Und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden.

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf‘s Riff.

Reinhard Mey


Dienstag, 7. Juli 2009

Niedergang (des bisschen) Demokratie

Ein wenig Demokratie hatten wir seit Kriegsende, nicht zu viel selbstredend, aber nun mal ein wenig.
Aber selbst dies Wenige ist den Autokraten aus Wirtschaft und Politik zu viel. Ein wenig Mitbestimmung bei der Bahnprivatisierung, ein Recht auf Aufmerksamkeit bezüglich des Afghanistan Krieges, ein Plebiszit über den Lissabon-Vertrag, freie Tarifpartner: undenkbar; das gleiche über Vorratsdatenspeicherung, Hartz IV - die Liste ist end- und das Volk hilflos. Keine Mitbestimmung und das Placebo "Wahl" nähren eine Politikverdrossenheit die den Aldis, Mohns, Schaefflers, Springers....und ihren gekauften Hampelmännern und-frauen in Berlin und den Ländern nur recht sein kann. Wirtschaftliche Verwertbarkeit vom Embryo bis ins hohe Alter bestimmen mittlerweile die Bedeutung eines Menschen im "Großökonomischen Zusammenhang": wie eine Schlachtsau ( und selbst die ist ein armes Schwein), nicht mehr Bedeutung gesteht man dem Neugeborenen zu. Gesund muss es sein, damit die Verwertbarkeit sicher gestellt, so das Ziel unserer "Eliten". Eine Verwertbarkeit zur Sicherung ihres materiellen Mehrwerts. Und im Sinne dieses Zieles demontieren sie Stück für Stück dieser eh zerbrechlichen Demokratie, vergiften sie durch Zwietracht, Konkurrenzdenken und Vorurteile. Und nun arbeiten sie an ihrem Tod , der ihnen wahrscheinlich nicht schnell genug kommen kann. Nur die Strategen wie Köhler bremsen noch ein wenig, wohlwissend das das Volk langsam und schmerzfrei vergiftet werden muss wie auch die Todesstrafe in den USA mittlerweile schmerzfrei ist. Aber tot ist tot, ob Delinquent oder Demokratie.

Montag, 6. Juli 2009

Strucks Problem mit Afghanistan

Immer unverhohlener, immer dreister und arroganter werden uns Lügen und heuchlerische Manöver zur Rechtfertigung ihrer Macht- und Geldgier, ihrer Dummheit und sogar mögliche Verstöße gegen das Völkerrecht untergeschoben. So diesmal (mal wieder) Struck, dieser Vierkantschlüsselkopf.
Möchte er doch eine amerikanische Marionette - den afghanischen "Präsidenten" Hamid Karzai
vor den Bundestag laden um dort von dieser Puppe, deren Fäden schon größtenteils gekappt sind, seine Kriegstreiberen rechtfertigen zu lassen http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,634454,00.html
Dieser Ausfluss amerikanischer Hegemonie der es protestlos zulässt, dass afghanische Zivilisten bombadiert werden, der nach seiner bevorstehenden Abwahl sich nur Sorgen darüber macht, ob er nach Dubai oder in die USA verschwindet um Hamburger zu verkaufen. Diese Pappnase soll nun herhalten als moralische Instanz um den Tod Tausender zu rechtfertigen. Und natürlich, was die deutsche Bevölkerung zu diesem Krieg sagt hat für diese Ausgeburt an dümmlicher Borniertheit wie Struck nun mal eine ist, keine Bedeutung da er wisse, dass man als Politiker dem "Bürgern nicht nach dem Mund reden" darf. Ganz so, als ginge es um eine Verordnung über die Größe von Semmeln und nicht um abgerissene Gliedmaßen und den Tod von Frauen und Kindern.
So halten wir das ja mit allen Themen, nicht wahr, Herr Struck? Achso, haben Sie schon mal einen Menschen erschossen?
Wie fragt Volker Pispers: "Was ist eigentlich die Steigerung von Arschloch?" Struck? Steinmeier? Steinbrück? Müntefering? Und natürlich Schröder! Ich wusste gar nicht, dass diese Öffnung zur Entleerung unseres Abfalls so viele Synonyme hat.

Samstag, 4. Juli 2009

Sie führen Krieg

Sie führen Krieg, Bürgerkrieg, wenn man so will, aber in jedem Fall einen Krieg gegen die Bürger der "Bundesrepublik Deutschland". Schäuble führt ihn ganz offen, ohne jegliche Skrupel und ohne Hemmungen projeziert er seine eigenen seelischen Abgründe, seine Ängste und Wahnvorstellungen auf jeden beliebigen von uns; lässt seinem Kontrollwahn unkontrollierten Lauf und leckt sich sein blutiges Maul wenn er mal wieder ein Gesetz gerissen hat, welches einer Demokratie würdig war. Krieg.
Schröder, ja der Kanzler der Bosse: er hat alles, aber auch alles gegen die getan, die er eigentlich, von Stand seiner Partei her, hätte schützen müssen. Er schuf Steuerbefreiungen für Unternehmen derart exzessiv, dass selbst Wedekind ihn zu bremsen suchte. Er schuf die "Agenda 2010" , nichts anderes, als eine gigantische Umverteilungsmaschine von unten nach oben. Auch hier: Krieg.
Nun "haben" "wir" eine Systemkrise in der Unmengen Geld sich quasi in Luft auflösen, verursacht durch die Gier der Ackermänner, Schäfflers, Porsches....und sie erklären dem arbeitenden Volk, dass es zahlen soll in Form von Lohnsenkungen und der Erhöhung von Massensteuern: Wieder: Krieg.
Sie führen Krieg gegen das eigene Volk, nur, das es für sie kein Krieg ist : ein Krieg hat Tote auf beiden Seiten: aber in diesem stirbt nur das Volk.

Sehenswert

http://www.youtube.com/wwwNACHDENKSEITENde#play/favorites/32/Jknol0oMYmI

Besonders die Sendung über die Rentenproblematik ist sehr interessant.

Freitag, 3. Juli 2009

Sterben im Hindukusch

Sie waren natürlich alle da, gestern in Bad Salzungen: die Mütter, die Väter, die Geschwister und Anverwandten. Die Freundinnen und Freunde auch. Alle beweinten den Tod der drei Soldaten, die am 23. Juni im Kampfeinsatz starben. Es war ein Kampfeinsatz, auch wenn dieser verdammte Panzer einfach in einen Fluss gekippt ist und die drei Kiddies dabei ersoffen sind: es war ein Kampfeinsatz.
Auch dabei waren der Generalinspekteur der Bundeswehr Wolfgang Schneiderhahn, welcher sich offenbar in wohltuendes Schweigen hüllte, aber auch und selbstredend ein Mann, der sich mit "unbeflecktem Sterben" trefflich auskennt: Dieter Althaus. Die Mutter und Ehefrau starb ja auch nur, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort war; Althaus tötete unbefleckt.
Und natürlich Jung, Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung, der das Blut dieser Jugendlichen dazu hernimmt, noch mehr Blut Jugendlicher zu vergießen zu wollen und dabei an den martialischen Fatalismus aller Kriege erinnert wenn er von sich gibt: Er( der "Verlust"- sprich der Tod der Jungs) führt uns deutlich vor Augen, welch hohen Preis wir zahlen, damit wir in Deutschland in Frieden und Freiheit leben können." Und er fordert ein Mehr davon.
Es ist "die Freiheit, die am Hindukusch verteidigt" wird, so der Blutgenosse Struck, die diese Jungs hat sterben lassen; aber welche Freiheit meint er? Seine? Die von seinem Götzen Schröder - oder doch vielleicht Putin? Bush? Sicher aber meint er nicht seine: dieser Mensch weiß nicht, was Freisein bedeutet; und ganz sicher nicht die der Toten und derer, die um sie trauern.
Was suchen wir in Afghanistan? unsere Demokratie? Unsere Freiheit? Oder gar unsere "Neue soziale Marktwirtschaft"?
Warum führt ein Land Krieg, von dessen Boden Nie mehr ein Krieg ausgehen sollte?
Ist dies Dein und mein Land?
„Wir Deutschen sind mehrheitlich zu gutgläubig, um auch nur zu ahnen, was man mit uns treibt!“

Werner Nixdorf

Donnerstag, 2. Juli 2009

Der Oberweise

Da wir nun endlich wissen, wen Köhler meinte, als er davon sprach, dass wir alle die Verantwortung für diese Krise übernehmen müssen, wagen sich die ersten Parasiten nach vorne: Zimmermann, der Chef des DIW, Oettiger, der rechte Populist und nun auch der "Oberweise" Wolfgang Wiegard. Sie alle kennen das Mittel die Schulden zu bezahlen die nichts anderes sind als die Gewinne einer Finanzmafia: Mehrwertsteuer heißt das Zauberwort und Lohn(neben)kosten.
http://www.stern.de/politik/deutschland/:Bundestagswahlkampf-Ohne-Steuererh%F6hungen/704989.html
Aber auf eine Anpassung der in den letzen Jahren stets gesunkenen Unternehmenssteuern, die abgeschaffte Vermögenssteuer, die nicht mehr existierende Börsenumsatzsteuer angeprochen weiß unser windiger Oberschmarotzer nur zu sagen, dass das nichts bränge oder das Kapital zu sehr "diskriminiert" würde. Ha, das Kapital wird "diskriminiert"! Was ist mit den Armen, den Kindern ohne Ausbildung, mit denen, die trotz Arbeit nicht genug zum Leben haben? Aber die scheren unseren "Weisen" nicht, da dessen "Weisheit" sich im Bückling vor den Mohns und Hundts und Ackermanns erschöpft.
Das die steten Steuersenkungen auf Kapital und Unternehmensgewinne der letzten 20 Jahre die Handlungsfähigkeit dieses Staates zunehmend eingeschränkt haben und jede Anhebung der Umsatzsteuer zusätzliche Gewinne in die Unternehmen spült ( wie z.B. bei der jetzigen Senkung der Krankenkassenbeiträge: diese 0,6% werden aus Steuermitteln den Kassen wieder zugeführt) weiß auch Wiegard, aber er geht unbeirrbar den Weg des kriecherischen Kapitaldieners auf Kosten der Allgemeinheit.
Der "Oberweise" : vielleicht gekauft, vielleicht auch nicht aber eines ganz sicher: blind und charackterlos.

Manchmal fällt es mir schwer

Manchmal fällt es mir schwer: das Denken, das Schreiben. Kein Gedanke mag dann gedacht, kein Wort formuliert sein. Auch fremder Esprit erfüllt mich dann wenig, ja selbst die Wahrnehmung scheint sich dann in sich selbst zurückzuziehen. Es ist ein Zustand frei von den Zorn, der Wut die ich normalerweise empfinde, wenn ich sie selbstverliebt ihren geistigen Unrat von sich geben höre: die politische und wirtschaftliche "Elite". Dabei ist das einzig elitäre an diesem Pack ihre unglaubliche und grenzenlose Gier nach Macht und Geld. Ihre brutale Rüchsichtlosigkeit gegenüber den Schwächeren, die absolute Dummheit ihrer Urteile und Schuldzuweisungen. Ihre Ignoranz gegenüber dem Elend, dass sie verursachen; eine Ignoranz, die auch vor dem Hunger von Kindern nicht halt macht. Und nicht zu letzt diese Dreistigkeit, mit der sie wissend und höhnisch grinsend mit all diesen Mitteln allein ihrem persönlichen Vorteil dienen.
Sie täuschen Sachlichkeit und Objektivität vor um ihre äußerst unsachlichen und subjektive Motive zu verschleiern und schreien laut auf, wenn ihnen das vorgehalten wird: "Populist!" "Demagoge!" - ihre Rufe nach "sachlich-objektiver Disskussion" werden umso schriller, je mehr ihre wahren Beweggründe genannt werden: niedere Gelüste nach Macht und Geld.
Es ist diese primitive (und zu mindest anfänglich bewusste) Abkehr von den Idealen einer Zivilisation die diesen Namen auch verdient hat, dieses sich dumpfe Fallenlassen in reine (materielle) Bedürnisbefriedigung auf Kosten anderer was meine Wut anstachelt. Und wenn dann diese, in der analen Phase stecken gebliebenen ihr Verhalten als das Non plus Ultra verkaufen wollen, wird aus der Wut Zorn und aus dem Zorn werden Gedanken die es vielleicht wert sind, aufgeschrieben zu werden.