Montag, 15. August 2011

Eine Fliege

Da krabbelt eine Fliege. An meinem Fenster mit Ausblick auf die Ebernburg. Schaut sie auch hinaus? Genießt den Anblick und erfreut sich daran? Nein, schon fliegt sie weiter; setzt sich auf meinen Monitor, krabbelt auf meinen Tisch herum, überlebt den kurz in mir aufkeimenden Mordgedanken und brummt dann weiter. Getrieben von Hunger, Fortpflanzungszwang, Flucht aus diesen Raum - ich weiß es nicht. Sie auch nicht. Und das - und nur das - ist der Unterschied zwischen Menschen und Fliegen: wir wissen, was uns treibt.

Und genau das macht unsere Verantwortung aus. Eine Fliege kennt keine Verantwortung, auch nicht der Hai, der Bär, der Wolf oder der Löwe, der sich in der Steppe ein menschliches Kind holt; es ist ihnen nicht gegeben aus der Matrix Erfahrung und Erwartung Dimensionen wie Moral oder Verantwortung abzuleiten.

Und dennoch wird dieser Löwe mit aller Brutalität menschliche Hasses getötet werden, genau wie ich diese Fliege - zwar ohne Hass, jedoch mit aller Brutalität gerade hätte töten können.

Menschen laufen herum. In Afrika, Indien, Asien. Getrieben von Hunger, Fortpflanzungszwang, Flucht vor ihren Peingern - ich weiß es. Und sie auch. Es ist ihnen nicht gegeben, sich Zeit und Kraft zu nehmen, ihre Situation zu bedenken.

Diese Menschen werden mit aller Brutalität des Kapitalismus getötet werden.

Manager, Banker und Politiker laufen herum. In Berlin, New York, London. Getrieben von nur einem: Gier.

Und diese Exkremente menschlicher Unkultur haben keine Gemeinsamkeit mehr mit meiner Fliege und erst recht keine mit dem sudanesischen Kind, dass sie verhungern lassen - und ich öffne meiner Fliege das Fenster...

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