Montag, 5. Oktober 2009

Mist

Hand kaputt: Fraktur des Os metacarpale quintum, wusste gar nicht, das so komplizierte Bauteile in mir stecken. Auf die Frage, wie das denn geschehen sei, konnte ich nur eine freudige Reaktion auf den Wahlausgang als plausibele Erklärung geltend machen: immerhin wollte ich von der meist FDP-verwöhnten Ärzteschaft als Kassenpatient nicht mit Amputation meiner dennoch nur leicht beschädigten Extremität bestraft werden.
Womit ich bei einer Frage bin, die mich schon länger beschäftigt: warum machen die Deutschen so ein Geheimnis um das, was sie ihren Mitmenschen für erbrachte Leistung abnehmen - sprich: warum wird so ein Geheimnissrummel um den Lohn gemacht? Warum hat das Mantra "Leistung muss sich wieder lohnen" nie einen festen Bezug, einen Wert (lässt sich gut tippen mit der linken Hand: Wert); warum gibt uns ein Westerwelle nicht mal was, woran eine Krankenschwester, die eine Sterbende nachts um drei in den Tod begleitet sich unterscheidet von einem Wedekind, der Porsche ruiniert und mit einem Lächeln von 100000000€ die Hälfte weiß Gott wohin spendent, seine Steuerlast dadurch senkt und das genau die genannte Krankenschwester dies mit ihren Steuern wieder finanziert. Können wir nicht mehr benennen, was Wert in dieser Gesellschaft hat? Oder sind wir zu feige geworden zu sagen, was unsere Arbeit Wert ist? Der Arbeiter am Band, die Sekräterin bei BASF, die Krankenschwester im "Röhn"-Klinikum, der Hausmeister bei "Asklepios" und der Wachmann bei BMW: sie machen alle - erzwungenermaßen - ein Geheimnis um ihren Verdienst. Neidisch wird darauf geachtet, dass der Kollege, die Kollegin nichts vom Gehalt oder den Wünschen nach höherem erfährt. Auch in der Presse: immer nur ungefähre Zahlen; meist ein ungläubiges Kopfschütteln hinterlassend: so wenig verdien ich!
Dabei geht es doch in dieser Republik einzig und allein um "Leistung" und den Wert derselben, den dieses Land sich (erbärmlicherweise und traurigerweise) erlaubt, auf Euros zu reduzieren.
Sprechen wir doch endlich mal darüber, was der Ingenieur, der Arzt, die Putzfrau, der Handwerker, der Politiker und der Manager "leistet". Und setzen wir diese "Leistung" in Relation zu ihrem volkswirtschaftlichen, ja, auch weltwirschaftlichem Nutzen so bleibt nur hohles Geschwafel übrig von Westerwelle und seines gleichen.

2 Kommentare:

  1. Tja, der Meinung bin ich auch. Ich bin ja generell gegen Geheimniskrämerei, einzige Ausnahme: Geburtstagsgeschenk, Weihnachtsgeschenk oder was auch immer für'n Geschenk.

    Liebe Grüße
    Margitta

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  2. Das ist so ein bisschen wie mit den Sklaven, die man nicht erkennen sollte, damit keiner sieht, wie viele es sind. Wüssten alle wie es aussieht wäre ja das ganze Geschwafel vom sagenhaften Reichtum und dem großen Wohlstand in dem alle in einem der reichsten Länder der Welt leben ja womöglich hinfällig. Bei fast 7 Millionen Niedrieglöhnern könnte es ein böses Erwachen werden für die Leistungsträger.

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