Donnerstag, 16. Juli 2009

Angst

Jemand, der mich zu kennen glaubt, sagte mir kürzlich, dass ich politisch sei, weil mich die Angst vor dem Leben dazu treibt. Ein interessanter Gedanke den ernst zu nehmen ich nicht vermeiden kann. Eine generelle Angst, diffus, aber im Alltäglichen stets präsent fördere das Politische in mir, ja, ermögliche es erst.
Politik, meine Ansichten der Politik als Flucht aus dem Leben, ein Bäumchen, welches mir als Versteck dient vor der bösen Realität?
Und damit auch meine Wut auf die Ungerechtigkeiten derer immer mehr und immer tiefer in diesem Land wüten: ein Produkt meiner Angst?
Nicht wirtschaftliche Bedrängnis oder gar Angst lässt mich hier schreiben und Lapuente, Lieb, "Flatter" und die vielen anderen lesen; aber es weckt in mir einmal mehr die Frage, was ich erreichen will und mit welchen Mitteln. Und diese Frage ist natürlich auch den "großen" Bloggern zu stellen wie eben ad sinistram , feynsinn...
Ja, ich habe Angst, Angst vor Überwachung, Angst vor Repression wegen meiner Ansichten, Angst vor Intrigen. Aber noch mehr fürchte ich ein Land, in dem die Kinder die Eltern, die Eltern die Großeltern verraten im Auftrag einer Ökonomie, die "den Menschen zum Objekt" macht.
Ich denke, die deutsche, linke Bloggerszene hat keine Angst, keine lebensbedrohende Angst - das lässt Hartz IV nicht zu; ich denke, es ist die seelische und intellektuelle Angst die sie umtreibt, das Gift der Konkurrenz wohlmöglich, welche nur auf dem Boden des Selbstzweifels wachsen kann, oder der Irrsinn des absoluten Individualismus, der gleiche Bedürfnisse in Gegensätze verkehrt und damit zur Grundlage des Neids wird.
Im Grunde habe ich Angst vor einer Politik, die zu übermächtig erscheint, das mehr als ein hilfloser Blog nicht möglich ist; sei es mein kleiner, unbedeutender, oder auch so wertgeschätzte wie ad sinistram oder feynsinn: verstecken wir uns nicht hinter dem Bäumchen Intellektualität und sprachlicher Gewandtheit , schauen ab und zu hervor um sprachliche Steine zu werfen um dann wieder zu verschwinden: verbale Stadtguerilla ohne Folgen? Ist es das, was wir tun?
Stehen wir nicht längst mit dem Rücken zur Wand, die, die sich Gedanken um das "Soziale" machen, denen Humboldt ein Begriff ist. Hat sich an den Zielen der (Französichen) Revolution irgendetwas geändert? Nein, ich denke, sie sind umso dringlicher geworden in den letzten Jahren: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit
Ja, liebe Schwester, ich habe Angst.


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